Es besteht aus zwei schräg zueinander stehenden Einheiten: einem Kultbereich und einem Wohnbereich. Der Kultbereich befindet sich in einer Höhle. Die Vorderseite wird durch eine Mauer mit zwei Eingängen abgeschlossen, die durch eine Nische voneinander getrennt sind; rechts betritt man die Grabkapelle der Familie Ricciardelli, links den Altarraum. Eine Inschrift auf dem Türsturz des Portals zeugt von der 1598 durchgeführten Restaurierung. Im Inneren ist der Kontrast zwischen dem rauen Felsengewölbe und dem gut verlegten Steinplattenboden auffällig. Die fein gearbeitete Steinbalustrade, die die Breite des Presbyteriums vom Andachtsraum trennt, unterstreicht das Ambiente zusätzlich; am Ende der Höhle befindet sich der Altar aus einfachem Stein, der nach pescolinischer Tradition wahrscheinlich einst mit Intarsien aus Marmor verziert war. Der zweistöckige Wohnbereich wurde teilweise als Unterkunft für Wanderhirten genutzt. Geschichte und Traditionen: Erstmals in einer Urkunde von Lucius III. aus dem Jahr 1183 bezeugt. Im Jahr 1536 wird es in den Gemeindesatzungen von Pescocostanzo als Waschhaus für Frauen erwähnt. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden hier zwei wichtige Feste gefeiert, am 8. Mai und am 29. September. Die Pilger sammelten in der Grotte einen Kieselstein, den sie bis zum Fest im folgenden Jahr aufbewahrten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Höhle als Zufluchtsort und Militärstützpunkt genutzt. Der Kult des heiligen Michael war in der Hirtenzivilisation von großer Bedeutung. Seine Gestalt als Sieger über Drachen und Ungeheuer wird seit jeher in den Legenden und der Verehrung der Hirten berücksichtigt. In den Abruzzen taucht St. Michael dort auf, wo Herkules verehrt wurde, ein Symbol für Stärke und Mut und eine Gottheit, die als Erzengel mit dem Kult des Wassers und seiner therapeutischen Eigenschaften verbunden ist.